Wenn du willst, nimm mich

Mein Bewusstsein erwacht aus Träumen, in denen es sich auf schneebedeckten Hängen austobte. Wo bin ich denn? Ah ja.

Ein frostklirrender Morgen. Draußen sieht es grau aus. Wird es Neuschnee geben?

“Guten Morgen,” murmele ich schlaftrunken.

Mein Geliebter hört, dass ich wach bin. Er rutscht näher zu mir. Ich hebe meine Bettdecke an, und er legt sich direkt neben mich, warm an warm.

Ich schließe meine Augen noch mal und legen einen Arm über ihn.

Doch da ist noch mehr. Mehr als lächelndes morgendliches Nebeneinander. Ich merke es. Er ist unruhig. Es treibt ihn. Er sucht näher als nah.

Ich frage ihn “Willst du was fragen?”

Die Antwort kommt.

Er sagt leise “Wenn du willst, nimm mich.”

Und mehreres geschieht in mir auf einmal.

Zum einen abstraktes Glück. Seine Wortwahl und was dahinter steht. Wenn du willst, nimm mich. Sein Talent zur Unterwerfung. Dass er es sagt.

Während ich mich noch frage, ob ich ihn denn gerade nehmen will oder nicht, kommt in mir schon die Antwort. Wie ein weites Feld glitzernder goldener Punkte, das von vorne nach hinten durch meine Wahrnehmung schwimmt, wird in meinem Gehirn das Entzücken losgelassen.

Ich beuge mich über ihn, ihn zu küssen, so gut.

Es breitet sich die Lust in meinem Körper aus. Da ist er, dieser wundervolle Mann. Er wird machen, was ich will. Ich strecke mich, richte meinen Oberkörper auf meinen Armen auf.

Gleichzeitig geht ein Teil meines Denkens logistischen Fragen nach: Ist das kalt! Fenster zu machen und Heizung aufdrehen. Haben wir Kondome und Gleitmittel mitgenommen? Haben wir. Heute Vormittag ist dann wohl nichts mit Skifahren. Vielleicht nachmittags? Mal schauen. Falls ich Lust bekommen sollte, ihn zu schlagen, haben wir aber nichts dabei, oder? Doch, meine Haarbürste.

Ich will ihn ganz sehen. Jetzt. Ich muss ihm sagen, dass er sein T-Shirt ausziehen soll.

Und Erregung und Begehren und Zuneigung und banale Detailplanung erwachen, alles gleichzeitig.

Copyright (C) Ranai Pahav 2011

If you want to, take me in English

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